Xiii. §. 3. Entstehungsgeschichte Rom's. 171
Longa wurde der Vorort eines latinischen Städtebundes von etwa dreißig
selbständigen Städten, in welchen entweder erbliche Königssamilien oder
jährlich wechselnde Prätoren, Dictatoren rc. die Leitung in Händen hatten.
§. 3. Entstehungsgeschichte Rom's.
Die früheren Weltreiche waren von bestimmten Völkern errichtet,
welche ihr besonderes Gepräge vom Herrn empfangen hatten und
deshalb auch in der göttlichen Weissagung mit bekannten Geschöpfen
verglichen und bezeichnet werden konnten. So wird das babylonische
Chaldäervolk Dan. 7 mit dem Bären verglichen, das Volk der Me-
der und Perser mit dem Löwen, die Griechen mit dem gefleckten Par-
del, und an einer andern Stelle die Griechen mit dem Ziegenbock
und die Perser mit dem Widder (Dan. 8). Aber die Römer sind
ein so sehr viel anderes und eigenthümliches Volk, daß sie mit gar
keinem bekannten Thiere verglichen werden können. Rom wird be-
schrieben als ein namenloses Ungeheuer. Die Eigenthümlichkeit des
Ungeheuers besteht aber darin, daß es nicht ein einheitliches Ganze
bildet, sondern aus verschiedenen Geschöpfen zusammengesetzt ist, so
daß der eine Theil etwa einem Pferde, andere Glieder einem Vogel, der
Kopf einem Menschen anzugehören scheint, oder wie sonst die Zusam-
mensetzung sein mag. Eben dies ist nun die Eigenthümlichkeit des
Römervolks. Es war ursprünglich gar kein Volk, sondern eine Stadt-
gemeinde (ähnlich wie Athener, Spartaner u. s. w.), und diese Stadt-
gemeinde bestand nicht aus lauter gleichartigen Bestandtheilen, die
aus derselben Wurzel entsprungen, von demselben Saft und Geist
erfüllt sind, sondern aus Bruchtheilen dreier verschiedener Völker: der
Latiner (die selber schon ein Mischvolk waren), der Sabiner und der
Etrusker. Diese drei verschiedenen Volkstheile wuchsen aber nicht durch
längeres Zusammenleben allmälig zu einem neuen Ganzen zusammen,
sondern auf dem Wege des Vertrags, der berechneten und unter festen
Bedingungen erfolgten Einigung verbanden sie sich zu einem künstlich
gefügten Staatsorganismus. Sie stellten sich nämlich unter eine ge-
meinsame Regierung, nahmen gemeinsame religiöse, politische und bür-
gerliche Gebräuche an, verpflichteten sich gegenseitig zu bestimmten
Leistungen und räumten einander bestimmte Rechte ein. So erwuchs
das Volk aus drei Tribus oder Stämmen, den (latinischen)
Ramnes, den (sabinischen) Tities und den (etruskischen) Luceres. Das
waren ursprünglich drei von einander gesonderte Gemeinden, jede
unter ihrem Tribunus (Vorsteher, Vertreter). In jeder Tribus waren
natürlich Leute von verschiedener Herkunft, Bildung und Vermögen.
Sie theilten sich in Curien, von denen jede ihre besonderen Gottesdienste,
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Xiv. §. 8. Cäsar's Hervortreten. 215
Jahre lang (60—50) die römischen Angelegenheiten bestimmt und
geleitet wurden.
C. Julius Cäsar, der größte Mann seiner Zeit, war zugleich
der größte Römer, der je gelebt hat, insofern er alle Vollkommenheiten,
zu denen ein Römer gelangen konnte, in sich vereinigte. Denn er be-
saß die ganze Willensstärke und Selbstbeherrschung der alten Repu-
blikaner zugleich mit den gewandeten Manieren des feinen Weltmannes,
wie sie aus der griechischen Schule nach Rom gekommen waren. Er
besaß die altrömische kriegerische Tüchtigkeit und die griechisch-römische
gelehrte Bildung, seine Beredtsamkeit und schriftstellerisches Talent. Er
übertraf alle seine Zeitgenossen an Klarheit des Blicks, Uebersicht der
Lage, Gewandtheit des Geistes, Reichthum an Auswegen und Hülfs-
mitteln, nicht minder an Energie des Willens, Sicherheit des Ganges,
geistiger Herrschaft über seine Soldaten und bewußter Festhaltung und
Verfolgung eines klar vorgesteckten Zieles. Dies Letztere gab ihm ganz
besonders das entscheidende Uebergewicht über den Po mp ejus.
Der wußte nur, was er nicht wollte, nämlich Keinen neben sich auf-
kommen lassen, der ihm Ehre und Macht streitig machen könnte. Cä-
sar aber strebte von Anfang an entschieden auf die Herrschaft los.
Das gab seinem ganzen Wesen und Handeln solche Stetigkeit, Einheit
und Folgerichtigkeit, daß wir ihn von dem ersten Augenblick seines
öffentlichen Auftretens an stets mit dem Gedanken begleiten: dieser ist
es, dem Gott die Herrschaft der Welt bestimmt hat. In sittlicher Be-
ziehung stand er nicht höher als Po mp ejus und die Besseren unter
seinen Zeitgenossen. Aber in späteren Jahren hob ihn das Bewußt-
sein der großen Aufgabe, zu der er berufen sei, über die Gemeinheiten
seines frühern Lebens etwas hinweg, und ein gewisser Adel der Ge-
sinnung tritt deutlicher hervor. Nachdem er in seiner Provinz Lusita-
nia sich vorgeübt und bereichert, darnach in Rom Alles geordnet und
den Pompejus wider dessen Willen und Meinung seinen Zwecken
dienstbar gemacht hatte, sorgte er vor allen Dingen dafür, sich ein Heer
heranzubilden, durch welches er, wenn der Augenblick gekommen wäre,
den Pompejus und ganz Rom darniederwerfen könnte. Und hier
bot sich ihm eine unvergleichliche Gelegenheit zu einem Kriegsunterneh-
men, zu einer Eroberung, welche zugleich für den ganzen Verlauf der
weitern Geschichte von der äußersten Wichtigkeit ist. Er eroberte G a l-
lien. Bis auf den kleinen südlichen Theil Galliens auf beiden Seiten
der Rhonemündung am Meer zwischen den Pyrenäen und Alpen war
ganz Gallien, ja der ganze Norden bisher den Römern so gut wie
völlig fremd geblieben. Und doch sollte gerave in diesen Ländern Mit-
teleuropa's künftig der Mittelpunkt der Weltgeschichte sich bilden. In
den Alpengegenden, das sahen wir schon, und in den Ländern westlich
vom Rhein wohnten keltische Völker; dagegen hinter Rhein und
Donau germanische Völker, von welchen wir hier noch nicht weiter
zu sprechen haben. Damals nun gerade als Cäsar mit seinen Le-
gionen in dem südlichen Gallien und in der Schweiz ankam, suchten
sich die Gallier eines germanischen Stammes zu erwehren, der unter
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